Torwart und perfekter Hausmann
Grillabend bei den Schobers. Der Duft der glühenden Holzkohle mischt sich langsam mit der salzigen Luft vom Meer, die von der nur 400 m entfernten Ostsee über Nienhagen weht.
Mathias, zündelt im Garten das Feuer, legt das weiße Fleisch auf, serviert die frischen Salate und kalten Getränke. Der Torwart als perfekter Hausmann. Aber immer mit dem geschulten Blick des Torhüters. Denn stets hat „Mathes“ auch noch seine Blicke auf Söhnchen Jan-Lennard, Tochter Elisa-Viktoria (Patenonkel der Kinder ist übrigens Hans-Jörg Butt aus Leverkusen!) und die Mischlings-Hündin „Luna“ sowie Labrador „Emma“. Glückliche Nicola, so einen Mann wünscht sich doch jede Frau. Oder?
Kurios eigentlich nur, „Nico“, so nennt er sie, wollte den „Mathes“, so nennt sie ihn, ursprünglich an ihre beste Freundin verkuppeln.
Heute erinnert sich die Nicola Schober lachend: „Ich war im Sommer 1996 mit Freunden auf einer Landjugend-Fete. Plötzlich sprach mich Mathias an, mit irgendeinem Spruch. Ich kannte ihn vorher nur flüchtig aus der Schule. So richtig interessiert war ich damals nicht gleich."
Zum Glück der beiden: Am Ende des Abends funkte es ja doch noch und seit 2000 sind sie nun schon verheiratet. Heute sagt Nicola dazu: „Mathias ist mein absoluter Traumtyp. Komisch, dass ich das nicht sofort gemerkt habe. Der bringt mir auch heute immer noch Blumen mit“
Mathias Schober, der ruhende Pool der Familie. Ganz anders als im Stadion. Der Junge aus Marl im Ruhrpott, einen Steinwurf von Schalke, ist überhaupt ein Familienmensch. Kunststück, bei zwei Brüdern und drei Schwestern. Und er das Nesthäkchen…
Es war der Glücksgriff von Ex-Trainer Friedhelm Funkel in Rostock, der im Jahre 2001 den Modellathleten Schober als Ersatzkeeper (!) beim FC Schalke 04 auslöste und der als Nachfolger von Hansa-Idol Martin Pieckenhagen sofort „stach“!
Kurios: „Piecke“ ging damals zum HSV und Schober kam als „Schalker Leihgabe“ aus Hamburg…
Schober ist in den letzten Jahren bei allem Auf und Ab des F.C. Hansa einer der stabilsten Spieler gewesen. Er war unter den Trainern Armin Veh, Juri Schlünz und Jörg Berger sogar lange als Torwart Mannschaftskapitän, bis Fußball-Lehrer Frank Pagelsdorf kam und mit Renè Rydlewicz einen Feldspieler als Käpt’n bestimmte.
Pagelsdorf: „Aber das ging nie gegen die Person Schober. Mathias ist ein guter Torwart und akzeptierter Spieler in der Mannschaft. Ich brauchte nur einen Mann, der näher am Spiel dran ist…“
Wie akzeptiert Schober ist, zeigt, dass die Mannschaft selbst ihren Torwart zusammen mit Rydlewicz, Maul, Hartmann und Gaede erst im Sommer 2005 wieder in den Spielerrat gewählt hat.
Kurios: Hätte ein Freund diesen Mathias Schober nicht einst davon überzeugen können, Fußball zu spielen und wären in der D-Jugend damals in Lenkerbeck nicht alle Torhüter ausgefallen, gäbe es den Torwart Schober heute gar nicht. Aber, der hatte Spaß an dieser Position, denn "da muss man nicht soviel laufen“.
Der belgische Bayern-Torwart Jean-Marie Paff war damals das Idol von Schober. WM-Torwart Wolfgang Fahrian wurde sein Berater. Nationaltorwart Jens Lehmann auf Schalke wie Hans-Jörg Butt beim HSV wurden seine schärfsten Konkurrenten. Aber aus dem Schatten all dieser Größen ist Mathias Schober erst in Rostock getreten. Im zweiten Jahr war der Torwart schon Kapitän, heute die wirkliche Nummer 1 im Verein.
Nicola Schober sieht übrigens in dem Ehemann und Torwart „zwei verschiedene Menschen“. „Zu Hause ist er viel zu ruhig, um mal richtig aus der Haut zu fahren. Wenn ich sehe, wie er im Spiel manchmal wütet, Kollegen zusammenstaucht oder auf den Rasen rotzt, dann erkenne ich ihn nicht wieder. Da ist er ein anderer Mann…“
Die charmante Nicola Schober war einst Model und Jura-Studentin, außerdem auch jahrelang erfolgreiche Sängerin der Cover-Band „Flashback“. Heute gilt sie mit ihrem Mann als „Tier-Narr“. Hier reichte das Repertoire schon mal von Ratte „Susi“, die verstorben ist, bis zu wilden Pferden. So unterstützen die beiden auch seit vielen Jahren leidenschaftlich das „Tierheim Manresa“ in Barcelona, das herrenlose Hunde in Spanien betreut und vermittelt. Auch dies zeigt das weiche Herz des Ehepaars: Alle Plüschtiere aus der eigenen Jugend haben die Schobers der Aktion „Ein Herz für Kinder“ in Russland für das kommende Weihnachtsfest zur Verfügung gestellt. Ihr Motto: „Wir wollen unserer Glück mit anderen teilen…“
Wie schnell Glück brechen kann, zeigte ein Reitunfall von Nicola Anfang 2004, bei dem sie stürzte und das Pferd auf sie fiel. Damals ein Schock fürs Leben und die ganze Familie. „Schobi“: „Ich habe gelernt, dass das größte Glück des Lebens die Gesundheit ist.“
Der Torwart hat zwar keine Angst vor Elfmetern, aber „vor Kriegen und Familienunglücken…“
Dabei hat er sich ausgerechnet bei einem gehaltenen „Elfer“ in Freiburg mal seine schlimmste Verletzung zugezogen: Beim Einrenken einer ausgekugelten Schulter 2002 riss die Kapsel. Dies kostete ihm neun Bundesliga-Spiele Pause in Rostock.
So lautet dann auch heute das Lebensmotto von Mathias: „Positiv denken, nie aufgeben, gesund sein und erfolgreich bleiben.“
„Grillmeister“ Mathias Schober mag es übrigens nicht nur deftig. Er gilt in der Mannschaft auch als „Leckermäulchen“ und hat deshalb oft was Süßes für die Kollegen im Gepäck. Kleine Leckereien erhalten die Freundschaft!
Irgendwann werden die Schobers nach der Karriere wieder in Marl, also wieder im Westen Deutschlands landen. Nicola will noch ihr Studium beenden und Mathias wird auch dann wieder die Hausarbeit übernehmen. Oder grillen, die Hunde mit dem Fahrrad ausführen oder die Kinder ins Bett bringen. Und: Was viele nicht wissen, aber seine Kollegen als Gäste zum 30. Geburtstag seiner Frau feststellen konnten: Der Musik-Freak ist nicht nur ein guter Torwart sondern auch ein toller Karaoke-Sänger. Wenn gleich er an diesem Abend nicht gesungen hat: „Ich stehe im Tor – und du dahinter…“
Gepasst hätte es schon!
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