„Rostocker Jung’ für Hansa!“

Von Zeit zu Zeit glaubt Kai Bülow noch an einen Traum, aber dieser ist längst Wirklichkeit geworden. Das was der Rostocker momentan durchlebt, ist die Bilderbuch-Karriere für einen Hansa-Fußballer – vom Jugendspieler über die Amateure hin zum Profi.

Kai kam vor über zehn Jahren zum F.C. Hansa, avancierte zu einem der größten Talente des Vereins und spielte fünf Mal für die deutsche Jugend-Nationalmannschaft. Mit der A-Jugend wurde er in der letzten Saison Bundesliga-Dritter und kam sogar bis ins DFB-Pokal-Halbfinale. Der einstige Hansa-Trainer Jörg Berger holte ihn einmal zum Training der Profis. Kollege Timo Lange baute ihn als Junior in die Amateur-Elf ein und hier gewann Kai mit seinen Kumpels die Meisterschaft und den Pokal.

Als schließlich Frank Pagelsdorf neuer Hansa-Coach und Timo Lange dessen Assistent wurde, baute das Duo voll auf den „Rostocker Jung“. Sie testeten den Mittelfeldspieler in vier Probe-Spielen am Stück und schickten ihn in Bochum zum Zweitliga-Debüt auf den Rasen…
Kurz darauf machte er in Burghausen sein erstes Tor in der 2. Liga.

Kai heute: „Das ist für einen jungen Spieler wie mich wirklich irre und ging alles so unheimlich schnell, das man sich manchmal wirklich kneifen muss, ob man noch in der Realität ist. Aber es ist auch eine totale Herausforderung, der ich mich gerne Stelle. Egal, wo die Trainer mich momentan testen, ich spiele alles, Hauptsache ich bin dabei. Spieler wie René Rydlewicz, Tim Sebastian oder Marcel Schied helfen mir obendrein, wo sie nur können und geben mir so manchen Rat. So eine Chance gibt es hier so schnell jedenfalls nicht wieder. Es geht um meine Zukunft und um einen neuen, besseren Vertrag …“

Trainer Frank Pagelsdorf: „Kai bringt alles mit: Er ist zweikampf- und kopfballstark und kann auch nach vorne was machen. Ich schaue nicht aufs Alter. Kai hat mich einfach überzeugt.“
Auch für Co-Trainer Timo Lange ist klar: „Für mich ist Kai eines der größten Talente im Verein. Ich verspreche mir für die Zukunft wirklich sehr viel von ihm.“

Die Voraussetzungen sind dabei für den jungen Spieler momentan gar nicht so günstig. Kai Bülow leistet seit dem 1. September 2005 und noch bis zum 31. Mai 2006 seinen Zivildienst ab. So klingelt im heimatlichen Groß-Grenz jeden morgen um 4.30 Uhr der Wecker, damit Kai dann pünktlich seinen Fahrerdienst-Job in der Augusten-Straße in Rostock antreten kann, um die ihm anvertrauten Kinder über die Dörfer zur Schule zu fahren. Gleich danach geht’s zum Training und gegen 18.30 Uhr ist er dann wieder zurück in der elterlichen Wohnung und bei seiner Freundin Mandy.

Der Name Bülow ist in Rostocker Sportkreisen bekannt.
Vater Jochen Bülow (40) war von 1978 bis 1991 ein erstklassiger Segler vom ASK bzw. Empor Rostock, schipperte im Finn und im FD.
Sein Bruder Lars Bülow gehörte zur Handball-Juniorenauswahl des Landes, spielte in der 2. Bundesliga des HC Empor Rostock und ist heute beim TSV Simbach bei Passau. Vater Jochen, der in der Moorklinik Bad Doberan arbeitet und drei Mal die Woche auf Honorarbasis die Physiotherapie der Jugendabteilung als fußballspezifischer Reha-Trainer unterstützt, stand jedoch die Schule immer an erste Stelle, noch vor den sportlichen Erfolgen seiner Söhne. Beide besuchten die Christophorus-Schule und hatten immer einen Notenschnitt von 1,5. An einer Schule, wo Unterricht und Sport gleichberechtigt gefördert werden.

Vater Bülow: „Ich habe die finanziell sicher aufwendige Entscheidung für meine Jungs nicht bereut. Durch meinen Nachbarn Stefan Malorny kam Kai erst vom Bolzplatz zum FSV Bentwisch, nun ist er über zehn Jahre beim F.C. Hansa.“
Sportlich hat sich dies für den Fußballer Kai Bülow auch ausgezahlt.
Im Jahr 2002 absolvierte der Angriffsspieler gegen eine Leipziger Stadtauswahl sein erstes Spiel mit dem Adler auf der Brust, später folgten Einsätze in der EM-Qualifikation gegen Irland sowie zwei Begegnungen gegen die Ukraine und eines gegen Spanien.
Kais Freundin Mandy, mit der er seit zwei Jahren zusammen ist, passt übrigens optimal in die sportliche Familie Bülow, denn sie spielt in der A-Jugend der Rostocker „Dolphins“ Handball…